KLAPPENTEXT
Charmant, eitel und einfach gestrickt. So kennt die Öffentlichkeit Marcus Caster-Rupp, den Star der weltweiten Hitserie Gods of the Gates. Niemand ahnt, dass er privat mit seiner Legasthenie kämpft – und der Tatsache, dass er die Entwicklung der Serie hasst. Seinen Frust schreibt er sich anonym auf einem Fan-Fiction-Forum von der Seele. Doch sollte das irgendjemand herausfinden, ist er in Hollywood erledigt.
April Whittier ist ein Hardcore-Gods-of-the-Gates-Fan, schreibt Fan-Fiction und kreiert eigene Kostüme zu der Show. Bisher hat sie das nie jemandem erzählt, aber sie will sich nicht mehr verstecken. Und so postet sie ein Foto von sich in einem Kostüm auf Twitter. Nur leider lassen die Trolle nicht lange auf sich warten, und es hagelt bösartige Kommentare wegen Aprils Plus-Size-Figur. Doch dann geschieht das Unglaubliche. Marcus Caster-Rupp schaltet sich ein, verteidigt sie und lädt sie auf ein Date ein. DER Marcus Caster-Rupp. Und ihr Date hat ungeahnte Folgen …
MEINUNG
Mit diesem Titel wird endlich eine Thematik angesprochen, die ich als Cosplayer stets vermisst habe. Okay, lassen wir mal »Someone Else« außen vor. Ich hab dem Release so sehr entgegengefiebert, weil es mich wirklich interessiert hat, wie viel Cosplay es wirklich ins Buch geschafft hat. Außerdem war ich sehr gespannt auf die Plus Size Thematik und wie sehr dieser Teil ihres Ichs ihr Leben beeinflusst.
Aber beginnen wir am Anfang. April ist ein Plus Size Girl, das gerne Fanfictions über ihre Lieblingsserie schreibt. Ich hatte mich vorher noch nie wirklich mit dem Thema beschäftigt, daher war - trotz Glossar - manches zu Beginn etwas verwirrend für mich. Aber das hat sich relativ schnell gelegt, nachdem ich dann wusste, was mit bestimmten Begriffen gemeint ist. Leider bin ich aber mit April nicht ganz so warm geworden, aber wir haben ja noch einen männlichen Protagonisten, den ich absolut grandios fand. Aber lasst mich erklären, was ich mit der Aussage meine:
April hat sich in vielen Situationen sehr engstirnig verhalten. Auf der einen Seite erwartet sie, dass jeder Verständnis für sie und ihre Gefühle haben muss, aber auf der anderen Seite redet sie auch mit niemanden darüber, wie sie sich bzgl. ihres Gewichtes und Gesprächen darüber fühlt. Woher sollen die Leute also wissen, dass sie sie damit verletzen? Noch dazu gibt sie ihrem Umfeld kaum die Chance, sich zu erklären, sondern ist gleich eingeschnappt und schlägt einem, bildlich gesprochen, die Tür vor der Nase zu und macht dicht.
Sie möchte etwas in ihrem Leben ändern, fängt an, ihr Umfeld über ihre Leidenschaft zu unterrichten (was ich richtig gut fand!) und möchte vor allen die toughe Powerfrau sein, die vor Selbstbewusstsein nur so strotzt. Aber dann kommt Marcus zB und lädt sie auf ein Date im Fitnessstudio ein, was nun mal einen großen Teil in seinem Leben ausmacht, und sie verhält sich ihm gegenüber plötzlich total eisig und redet nicht mehr mit ihm. A) wie oben gesagt, kann niemand wissen, dass man eine Abneigung gegen Dinge hat, wenn man nicht darüber redet, B) kennen sich die beiden kaum, daher ebenfalls die Frage, woher er so etwas wissen soll und C) heißt das Zauberwort wie so oft Kommunikation ♥
In vielen Szenen hatte man das Gefühl, dass die Autorin hier über eigene Erfahrungen schreibt, da es dann sehr ausufert und April seitenweise Monologe und Moralpredigten hält.
Marcus dagegen mausert sich im Laufe des Buches zu einem richtigen Goldstück. Auch wenn ich den "gut dressierten Golden Retriever" äußerst unterhaltsam fand, wurde schnell klar, was da unter seiner dicken Schale schlummert und das hat ihn so wundervoll für mich gemacht. Ich stelle es mir auch sehr schwierig vor, wenn so gut wie keiner weiß, wie und wer man wirklich ist.
Ja, okay, er hat sie belogen, was ich an und für sich auch null Komma null toleriere. Aber... und ja, es gibt ein großes Aber. Wenn mich jemand wegen Kleinigkeiten schon ignoriert und den Kontakt zu mir abbricht, hätte ich auch Angst, dass er bei etwas wichtigeren Dingen direkt Reis aus nimmt... Und erwähnen sollte man dazu auch, dass sie ebenfalls vieles vor ihm verschweigt.
Die beiden verbindet nicht nur die Liebe zu Worten und Geschichten, sondern auch die Erfahrung mit Menschen, die nicht gut für sie sind. Das hat mich sehr schockiert und traurig gemacht, als ich es gelesen habe. Wie die Autorin das gelöst hat, setzt ein wichtiges Statement, das ich auch jedem ans Herz legen würde.
Wenn dich jemand nicht für das schätzt, was und wer du bist, dass ist er oder sie auch kein Freund und dementsprechend nicht wert, dass du dich mit ihm/ihr abgibst.
Alles in allem habe ich mich zwar über April geärgert und fand manches etwas zu gezwungen "happy endig" und überzogen und auch die Drehbücher (waren das Drehbücher?!) zwischendurch hätte ich nicht gebraucht, aber die Thematik mit Cosplay, Convention und natürlich endlich mal keinem dürren Püppchen als Protagonistin, hat mich dann doch sehr glücklich gemacht.
FAZIT Eine Plussize Cinderella Story mit Höhen und Tiefen.
Titel: The stories we write
Autor*in: Olivia Dade
Verlag: KYSS (Rowohlt)
Seiten: 496
Preis: 14,00€ (Paperback)
2 von 5 Sterne
Vielen Dank an Rowohlt für das Rezensionsexemplar!
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